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In den folgenden Tagen wurde von beiden Seiten fast ununterbrochen gefeuert, am 7.2. von 7.30 bis 12.00 Uhr, am 8.2. von 12.00 bis 4.00 Uhr morgens, am 9.2. von 3.00 bis 7.00 Uhr. Der größte Teil der Bürgerhäuser lag am 9.2. in Trümmern. In der Nähe der Kasernen war kaum noch ein Haus vorhanden. Auch das Rathaus und das Steuerhaus hatten erhebliche Schäden. Immer wieder flammten neue Brände auf. „Bei dem geringen Umfang der Stadt war fast kein Fleck, wo nicht feindliches Wurfgeschoß niedergefallen wäre.“ Daß der Schaden nicht noch größer war, lag daran, daß die Belagerer aus ziemlich großer Entfernung schießen mussten. Deshalb war meist eine zu große Pulverladung nötig, die den Zünder der Granaten ausstieß, so daß diese nicht krepierten. Oder aber sie explodierten in der Luft und richteten dann nur geringen Schaden an.
Die Zahl der Toten und Verwundeten in Cosel erhöhte sich nur leicht. Desto größer war die Zahl der Deserteure. Vom 4.2. bis zur Nacht des 9.2. entwichen 334 Mann und 1 Eisbauer.
Bei den Belagerern sah es nicht viel besser aus. Am Morgen des 9.2. waren ihre sämtlichen Batterien ziemlich unbrauchbar, denn die Artillerie der Festung zeigte sich im Allgemeinen als überlegen. Der Feind hatte außerdem unter Frost und Kälte mehr zu leiden als die Belagerten. Vor allem waren sie schlecht mit Kleidung und Schuhen versorgt. Zwar hatte Jerome bereits Anfang Januar versprochen, diese Mängel zu beseitigen, aber es geschah nichts. Auch die Belagerungsarbeiten kamen nicht so recht voran, da die eisbedeckten Tümpel und Lachen vor der Festung das Vortreiben der Parallelen verhinderten. So begnügte man sich mit der Anlage zweier neuer Batterien, der 7. und 8. auf der nordwestlichen Seite des Reinschdorfer Weges, wo der Wiegschützer Damm abzweigte und die mit 2 Zwölfpfündern und 2 Mörsern armiert wurden bzw. am Ende des Laufgrabens, der vom Dembowaer Damm nach der Reinschdorfer Bastion vorgetrieben war und der 2 Zwölfpfünder und 2 Haubitzen erhielt. Auch eine 9. Batterie wurde vorbereitet, für die ein Graben im Zickzack nach Nordosten bis zur Höhe der 7. Batterie vorgetrieben wurde. Diese am 8.2. begonnenen Arbeiten dauerten jedoch viele Tage. Im gleichen Zeitraum wurden die 4. und 5. Batterie wegen Unwirksamkeit aufgegeben.
In der Nacht zum 10.2. trat Tauwetter ein. Es begann zu regnen und regnete auch noch den folgenden Tag hindurch. Für die Belagerten war dies sehr günstig: der Graben rund um die Festung wurde aufgeeist und füllte sich bald bis an den Rand mit Wasser und erschwerte so die Desertion bedeutend. Aber noch in der Nachtzum 10.2. entwichen 81 Mann.